Folge 3.10 Sibel Güler: Lebendige Verstärkerin

“Wenn Menschen nicht imstande sind sich selbst zu verteidigen und ich es kann, dann kann es gar keine andere Antwort geben, als dass man dieser Person zur Seite steht.”

Sibel Güler, Sozialpolitikerin und Sozialberaterin bei der Arbeiterwohlfahrt


Sibel sprüht vor Energie, als wir sie an einem Samstagmorgen in ihrem Büro bei der Arbeiterwohlfahrt in Wiesbaden besuchen. Sie freut sich richtig auf unser Interview und erklärt uns, dass es ihr richtig Spaß gemacht hat, mal darüber nachzudenken, was ihr eigentlich wirklich wichtig ist im Leben, als sie sich auf das Interview vorbereitet hat.

Als wir dann anfangen zu sprechen, kommen wir aber gar nicht zu Sibels wichtigstem Arbeitsthema, das ihr so sehr am Herzen liegt: Der Gesundheitspolitik und Gesundheitsökonomie. Sondern wir reden hauptsächlich über Sibel selber und ihre Geschichten – und auch über die Geschichten der Frauen in ihrer Familie, die in Sibel vor allem den Wunsch geweckt haben, ihren eigenen Weg zu gehen. Es sind fantastische Geschichten aus einer anderen Welt und einer anderen Zeit und ich hätte noch stundenlang zuhören können.



Mit Sibel spreche ich darüber:

  • Was ihr Lebensthema ist
  • Warum man sie nicht in eine Schublade stecken kann
  • Was ihre Aufgabe als Assistentin der Geschäftsführung in der Migrationsberatungsstelle der Arbeiterwohlfahrt ist
  • Was Freiheit und Gerechtigkeit für sie bedeuten
  • Was es bedeutet Vernetzungsarbeit in der Stadt Wiesbaden zu leisten
  • Worum es für sie al Sozialpolitikerin geht
  • Warum jeder Mensch ein Gewinn und eine Bereicherung für die Gesellschaft ist
  • Warum man keine Lebensmodelle vorgeben soll
  • Wie man Frauen und Mütter am besten unterstützen kann und welche Rahmenbedingungen man dafür schaffen muss
  • Wie es war als Einwandererfamilie nach Deutschland zu kommen
  • Warum ihre Einreise nach Deutschland später war, als die ihrer Eltern
  • Warum sie erst einmal bei der Großmutter in der Türkei gelebt hat
  • Mit welchen Werten sie aufgewachsen ist
  • Wie sie gelernt hat, aus beiden Welten das Beste rauszusuchen
  • Warum ihre Mutter ihr erklärt hat, dass sie sich nicht unterdrücken lassen sollte
  • Wie sie dort schon Frauenförderung kennengelernt hat
  • Warum ihre Großmütter sie so beeinflusst haben
  • Welche ihrer Großmütter für sie Jean d’Arc war
  • Warum sie keine Zurückhaltung üben kann
  • Warum sie Menschen zur Seite steht, denen selber der Mut fehlt
  • Warum man auch helfen kann, indem man Vorbild ist
  • Warum es in ihrer Familie schon lange so ist, dass man Menschen unterdrückter Minderheiten unterstützt
  • Warum es wichtig ist, den eigenen Verstand zu benutzen
  • Was es bedeutet, starke Frauen in der Familie zu haben
  • Warum Geschichten so wichtig sind
  • Was ihre Mutter ihr mitgegeben hat
  • Wie das Leben früher in Anatolien war
  • Welche Beziehung sie heute zur Türkei hat
  • Warum sie eine Rebellin ist
  • Wie ihre Mutter für sie gekämpft hat
  • Warum es wichtig war, dass ihre Mutter  so progressiv gedacht hat und sich so emanzipiert hat
  • Wie es war, als Migrantenkind in eine deutsche Schule zu gehen
  • Was Läuse damit zu tun haben, dass sich ihre Biografie verändert hat
  • Warum sie weiß, was es bedeutet, nicht in der Lage sein sich verständlich zu machen und sich auszudrücken
  • Warum sie Deutsch erst in der zweiten Klasse gelernt hat
  • Warum ihre Lehrerin ihr so geholfen hat
  • Welche Rolle Pippi Langstrumpf in ihrem Leben gespielt hat
  • Wie sie ihr Deutsch verbessert hat
  • Was es für ihren Bildungsweg bedeutet hat, dass sie keine Gymnasialempfehlung bekommen hat
  • Welche Lehrer an sie geglaubt haben
  • Wie es war als Migrantenkind aufs Gymnasium zu gehen und Abitur zu machen
  • Wie es als junge Frau im Rettungsdienst war
  • Was sie ihrer Tochter mitgeben will
  • Wie es ist als Politikerin zu arbeiten
  • Warum sie mit Flüchtlingen arbeitet
  • Warum sie Herz und Verstand bei ihrer Arbeit braucht
  • Wie die Wirtschaft von Vielfältigkeit lebt
  • Warum sie gegen Gewalt in Familien vorgeht
  • Warum sie fassungslos ist, dass es Eltern gibt, die ihren Kindern verbieten mit Flüchtlingskindern zu spielen
  • Warum Politiker die schwierigen Fälle oft gar nicht mitbekommen
  • Warum sie der Meinung ist, dass Politiker mal ein Praktikum in verschiedenen Berufsbereichen machen sollten
  • Warum sie mehr Empathie mitbringt
  • Wie sie mit ihrer Tochter darüber spricht, ob sie türkisch sind oder Deutsch sind
  • Warum die Werte einer Gesellschaft wichtig sind
  • Warum sie ihrer Teenager Tochter viel aus der Familiengeschichte erzählt

SHOWNOTES:


Sibels Beitrag zum #eigenstimmig-Advent 2018:

Gağan – Das kurdische Nikolaus Fest

In Deutschland kommt der Nikolaus  am 6. Dezember und füllt die  Stiefel  der Kinder mit Apfelsinen, Nüssen und kleinen Geschenken. Die wenigsten wissen, dass der Nikolaus seinen Weg zu uns nicht aus dem verschneiten Wald gefunden hat, sondern aus dem warmen Lykien, einer schönen Küstenlandschaft bei Antalya (Türkei) kommt.

Dadurch haben sich länderspezifische Feste und Bräuche um den Nikolaustag herum entwickelt.

Im Osten der Türkei, in der Region Dersim, wird ein religiöses Fest gefeiert, das Gağan-Fest. Gağan bedeutet im Kurdischen „Dezember“.

Die alevitische Bevölkerung feiert mit diesem Fest den Ausklang des Jahres. Besonders Kinder warten freudig auf die Darbietungen und die Geschenke. Äußerst beliebt ist dabei das Schauspiel namens Khal Gağan und Khal Fatik, ein Traditionsspiel zum “Gağan-Fest”:

 

„Drei erwachsene Aleviten schlüpfen in skurril anmutende Gewänder. Der Khalo Gağan (Opa analog zum Nikolaus) erschien als seniler Mann, um den Geist des sich zu Ende neigenden Kalenderjahres auszutreiben. Der Khal-Kek (der jugendliche Protagonist analog zu Knecht Ruprecht) hieß das neue Jahr mit hoffnungsvollen Botschaften willkommen. Fadik (Mutter Erde) ist die Gattin des alten Mannes.

Symbole für ein friedvolles Miteinander

Zum Ritual gehört das Verteilen von Kerzen, die ebenfalls allegorisch verknüpft werden: Die weißen symbolisieren Reinheit, die roten verströmen den Glauben. In die besinnliche Phase dringen die ohrenbetäubenden Klänge der Davul, der landestypischen Bauchtrommel, die Mustafa Jesil virtuos beherrscht. Ihm zur Seite steht Turgut Roc, der seiner Zurna (Flöte) orientalische Töne zu entlocken weiß. Ein Rhythmus, der so manchen Aleviten zum Tanzen veranlasst. Seyit (der Geistliche) gewandet sich als freigiebiger Nikolaus. Kinder mit strahlenden Augen empfangen voller Ungeduld und sichtlicher Dankbarkeit eine süße Gabe.

Beim Gağan-Fest ist auch das gemeinsame Essen ein wichtiges Ritual. Da wird Brot gereicht und auf den Tischen stehen leckere Spezialitäten zum Verzehr bereit. Eine friedvolle Botschaft in dem Bewusstsein, dass die drei Protagonisten symbolkräftig Gesundheit, Wohlstand und Glück für das kommende Jahr übermitteln. Über das Brauchtum in seiner alten Heimat klärt Aktar auf: Dort ist es an diesem Tag üblich, im Dorf Nüsse, Äpfel, Butter, Käse und Eier zu erbitten, um den Ärmsten zu helfen. Ein empathisches Ritual mit starkem Gemeinschaftsinn, bei dem auch Tiere einen hohen Stellenwert genießen. In den dörflichen Regionen sei es üblich, den Kühen ein besonderes Mahl zur Verfügung zu stellen.“

 

 

Weitere Informationen zu dem Fest kann man unter diesem Link lesen:

https://deutsch-werden.de/de/gagan-fest-dersim-weiteren-regionen

 

Hast Du Fragen an Sibel oder an uns direkt? Dann schreib uns an hallo@eigenstimmig.de oder hinterlass uns einfach einen Kommentar

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